Vor zwei Jahren griff die Rechte in Venezuela zur Macht, doch die »zivil-militärische Allianz« hielt dagegen

Warum der Putsch gegen Chávez scheiterte

Vor zwei Jahren, am 11. April 2002, putschte in Venezuela ein Bündnis aus Medien, Unternehmern, Militärs und Politikern gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten Hugo Chávez Frias. 47 Stunden später war die Chávez-Regierung wieder im Amt – zurückgebracht von der Bevölkerung und der regierungstreuen Armee. Am kommenden Dienstag nun beginnt ein dreitägiger Kongreß in Caracas, der sich mit den Ereignissen beschäftigen wird.

Bereits wenige Tage vor dem Putsch hatten der Gewerkschaftsdachverband CTV und der Unternehmerverband Fedecamaras einen unbefristeten Streik erklärt. Am 11. April organisierte das Oppositionsbündnis eine Massendemonstration, die zum Regierungspalast umgelenkt wurde. In der Nähe des Palastes eröffneten Unbekannte das Feuer, 19 Personen starben. Die Medien stellten dies als Massaker der Chávez-Regierung dar – für den Generalstab der Armee der Putschanlaß. Chávez wurde abgeführt. Eine »Übergangsregierung« ernannte sich selbst. Millionen Menschen gingen trotz Repression auf die Straße und umringten den Präsidentenpalast, TV-Sender, Militärkasernen und weitere zentrale Orte der Macht. Die mittleren Ebenen der Armee verweigerten dem Generalstab die Gefolgschaft. Und so dauerte der Putsch keine 48 Stunden. Danach stellte sich heraus, daß alles lange geplant war.

Erstaunen löste seinerzeit insbesondere aus, daß zahlreiche Militärs den Befehlen der Generalität nicht gefolgt waren. Dieses war vor allem zwei venezolanischen Besonderheiten geschuldet. Die Gründer der Chávez-Organisation MBR-200 (Movimiento Bolivariano Revolucionario 200) gehörten zur ersten Offiziersgeneration, die an zivilen Universitäten studiert hatte und nicht zur militärischen Fortbildung in die USA gegangen war. Hinzu kommt, daß das Militär in den jüngeren Rängen nahezu ausschließlich aus Personen der ärmsten Schichten besteht.

1982 gründeten junge Offiziere, darunter Chávez, die MBR-200. Die politischen Vorstellungen waren vage, doch linksorientiert. Sie traten in Kontakt mit Vertretern der in den 60er und 70er Jahren gescheiterten Guerilleros und linker Parteien, später auch mit Intellektuellen und sozialen Aktivisten. MBR-200 wurde im Laufe der 80er Jahre eine zivil-militärische Organisation. So begann, was heute in Venezuela als »zivil-militärische« Allianz bekannt ist und als wesentlicher Pfeiler des Bolivarianischen Prozesses gilt.