Einwanderer aus Myanmar diskriminiert

Thailand schiebt Flutopfer ab

Die Situation der schätzungsweise 60.000 illegalisierten Arbeitsmigranten aus Myanmar (Burma) in Südthailand hat sich nach dem Tsunami verschlechtert. Während Touristen höchste Aufmerksamkeit zukommt, finden die Einwanderer nicht einmal Eingang in die Statistiken. Unter den 5.305 Toten und über 5.000 Vermißten sind offiziell keine Staatsbürger Myanmars gemeldet. Dabei heißt es etwa aus Ban Nam Khem, die Hälfte der dort einst beschäftigten 2.000 Arbeiter aus dem Nachbarland werde seit dem Tsunami vermißt. Die illegalisierten Migranten erhalten weder die 20.000 Bath (etwa 400 Euro) Entschädigung für verstorbene Angehörige noch 2.000 Bath Unterstützung bei Verlust des Arbeitsplatzes, die Thailändern zustehen. Ihnen droht vielmehr die Abschiebung.

Allein in der Provinz Phangnga waren 20.000 Arbeiter aus Myanmar beschäftigt. Mehr als 1.000 von ihnen wurden seit dem Tsunami bereits abgeschoben. Dies sei notwendig, um Plünderungen zu verhindern, da die Migranten die zerstörten Hotels und die Häuser der Thailänder ausräumten, behaupteten die thailändischen Behörden, und wiesen das Patronat an, ”gut auf ihre Arbeiter aus Myanmar aufzupassen, damit sie keine Verbrechen begehen“. Polizei und Migrationsbehörden führen gemeinsame Patrouillen durch, um Migranten aufzuspüren und in ein Abschiebelager nach Ranong an der Grenze zu Myanmar zu bringen.

Doch die örtliche thailändische Bevölkerung mag der diskriminierenden Politik der Behörden nicht folgen. Wie die ”Bangkok Post“ in einer Randnotiz am 13. Januar vermeldete, wurden im Dorf Ban Thab Lamun in der Provinz Phangnga drei Mitarbeiter der US-amerikanischen Hilfsorganisation ”World Vision“ von aufgebrachten Dorfbewohnern festgesetzt. Die drei, ein Arzt und zwei Freiwillige, hatten die thailändischen Behörden bei der Suche und der Abschiebung illegalisierter Migranten unterstützt. Der Dorfvorsteher sperrte sie kurzerhand in einen Käfig. Erst Stunden später wurden sie von der Polizei befreit. Die Einwohner des Fischerdorfes befürchteten nach Angaben eines Mitarbeiters des ”Migrant Action Programs“, einer Organisation, die ”Illegale“ unterstützt, nicht mehr genügend Arbeitskräfte zu finden.

Die christliche Hilfsorganisation ”World Vision“, 1947 vom Evangelisten Bob Pierce gegründet, wird von rechten evangelikalen Zirkeln in den USA beeinflußt. Der langjährige World-Vision-Direktor Andrew Natsios, der mittlerweile Leiter der Regierungsorganisation US AID ist, geriet 2003 in die Schlagzeilen, als er erklärte, Nichtregierungsorganisationen müßten sich als ”Arm der Regierung“ verstehen und den ”hungernden Kindern in Afghanistan und Irak klar machen, daß sie Nahrungsmittelpakete dem Wohlwollen der Regierung Bush“ verdanken.