Guatemala: Verhandlungen und Völkermord

Nullrunde?

In Mexiko-Stadt sollen erneut Gespräche zwischen der guatemaltekischen Regierung und der Guerila-Koordination Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas (URNG) eingeläutet werden. Die letzten Verhandlungen waren im Mai 1993 abgebrochen worden, nachdem die Regierung angekündigt hatte, nicht über Menschenrechtsfragen zu verhandeln.

Dabei sind gerade sie das zentrale Problem in Guatemala, das seit Jahrzehnten von einem Terrorregime regiert wird. Die Indianer, 70 Prozent der Gesamtbevölkerung, werden regelrecht massakriert. Folter, Verschleppung und Exekutionen sind an der Tagesordnung, die Luftwaffe bombardiert ganze Landstriche. Über ein Drittel der Guatemalteken befindet sich auf der Flucht.

Für Regierung und Armee ist jeder Indianer ein potentieller Guerillero. Vor einigen Jahren noch sprachen Politiker offen davon, "die Indios auszurotten". Mittlerweile sind sie zurückhaltender, doch die Politik blieb die gleiche. Dabei hatten sich viele Guatemalteken Hoffnungen gemacht, als der ehemalige Menschenrechtsprokurator Ramiro De León Carpio letztes Jahr die Regierungsgeschäfte übernahm. Heute zählen unabhängige Menschenrechtsgruppen mehr Ermordungen und Verschleppungen als jemals zuvor. Ob Studenten-, Bauern- oder Gewerkschaftsaktivisten jedes kleinste Anzeichen von Opposition wird niedergemetzelt.

Ernsthafte Schritte, den Völkermord zu beenden, gab es bisher seitens der Regierung nicht. Bedeutende Verhandlungsergebnisse sind daher auch kaum zu erwarten.