Weltordnungskriege und Gewaltökonomien

Kolumbien: Kriegsmodell im Wandel

ISW Report 580
Essay in: Weltordnungskriege und Gewaltökonomien. Analysen und Reportagen zur Verwüstung des Sozialen.

Autor: isw sozial-ökologische Wirtschaftsforschung/medico international (Hg.)
Seiten: 28
Veröffentlicht 2004

http://www.isw-muenchen.de

Die fünf Artikel dieses Reports gehen dem Zusammenhang von Weltordnungskrieg und Gewaltökonomie in unterschiedlicher Weise und Hinsicht nach.

Der einleitende Beitrag von Thomas Seibert analysiert den in der Operation Enduring Freedom auch offiziell eröffneten globalen - weil räumlich wie zeitlich entgrenzten - Krieg in seiner Abhängigkeit von der Transformation des gleichermaßen räumlich wie zeitlich entgrenzten globalen Kapitalismus und zielt darin auf eine systematische Kritik der "Neuen Weltordnung", die überall immer mehr Menschen von der Teilhabe am weltgesellschaftlich produzierten Reichtum ausschließt und dabei täglich dem Tod aussetzt.

Sabah Alnasseri wendet sich dem Präzedenzfall des Weltordnungskriegs zu, dem Krieg der "Koalition der Willigen" gegen die Menschen des Irak. Dabei beschreibt er das Kriegs- und Besatzungsregime unter Rückgriff auf Marx' Begriff der ursprünglichen Akkumulation als "neoliberale Diktatur", unter der sich das imperiale Heer der Dominanzmächte und die marodierenden Banden lokaler Eliten jeweils ihren Anteil einer Raub- und Enteignungsökonomie sichern.
In seiner Beschreibung der "Tendenzen des Übergangs in Serbien-Montenegro und Kosovo" zeigt Boris Kanzleiter, dass Kriegswirtschaften des globalen Kapitalismus unter bestimmten Umständen auch ohne manifesten Krieg funktionieren.

Dario Azzellini untersucht am Beispiel Kolumbien die Ökonomie des Paramilitarismus. Dabei wird anschaulich, wie das Bandenwesen der kolumbianischen Paras nicht anders als das der rackets des Irak und des ehemaligen Jugoslawien kein barbarisches Außen des Kapitalismus, sondern dessen barbarisierte Kehrseite bildet.
Dass sich deren blutige Wahrheit noch immer aus der kolonialen Vergangenheit speist, in der der globalen Norden die Macht gewann, die er noch heute gegen den Süden ausübt, verdeutlicht zum Abschluss Anne Jung in ihrer Übersicht aktueller Transformationsprozesse afrikanischer Bürgerkriege: ein "Alptraum im Wachzustand".