Selbstverwaltung und partizipatorische Ökonomie

Selbstverwaltung und partizipatorische Ökonomie, Referat: Dario Azzellini im Rahmen der Vortragsreihe: Krise und reale Utopien 2.0

Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise 2008 ist klar geworden, dass die Verschränkung von Demokratie und Kapitalismus per se nicht zum „Wohle aller“ wirkt, sondern in der real existierenden (Post-)demokratie Experten, Lobby-Gruppen und vor allem Wirtschaftseliten die politischen Prozesse und demokratischen Institutionen zunehmend unterwandern und zu ihren Gunsten gestalten.

Vor diesem Hintergrund suchen Menschen und soziale Bewegungen wieder verstärkt alternative Formen von Demokratie und Wirtschaft zu befördern.

Die Vortragsreihe soll dazu beitragen, einen kritischen Befund zur aktuellen Lage zu erarbeiten und der Frage nachzugehen, welche emanzipatorischen Entwürfe für soziale Transformation, Partizipation und soziale Gerechtigkeit derzeit diskutiert werden bzw. im Entstehen sind.

An drei Abendterminen nehmen sich verschiedene ReferentInnen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft den Themen „Selbstverwaltung und partizipatorische Ökonomie“, „Politische und emanzipatorische Bildung in Zeiten eines neoliberalen Bildungsdiskurses“ sowie „Soziale Bewegungen für direkte Demokratie“ an.

Termine:

25. und 26. März 2013, 19:00, Medienkulturhaus Wels

10. April 2013, 19:00, Linz, Ort tba


Detailliertes Programm:


Vortragsblock 1:
Selbstverwaltung und partizipatorische Ökonomie

Referat: Dario Azzellini (CUNY Graduate Center New York); Diskutant: Sebastian Lasinger (JKU Linz)

25. März 2013, 19:00, Medienkulturhaus Wels

Die derzeitigen Protestbewegungen in Europa und in den USA werden überwiegend als beispiellose und abgegrenzte Phänomene begriffen. Jedoch lässt sich erkennen, dass diese Bewegungen in der Ausformulierung ihrer Ziele und in ihren organisatorischen Praxen durchaus von zahlreichen Präzedenzfällen geprägt sind. Ziel dieser Veranstaltung ist es, eine de-koloniale Perspektive einzunehmen um ausgehend von den in Lateinamerika stattfindenden Transformationsprozessen mögliche Zusammenhänge und Verbindungen zu gegenwärtigen Protestformen in Europa und in den USA zu ergründen. Welche Anknüpfungspunkte gibt es zwischen dem in Teilen Lateinamerikas stattfindenden Übergang von einer repressiven Formaldemokratie zu protagonistischen Demokratieformen. Vor diesem Hintergrund ergeben sich zahlreiche Fragen: Gibt es gemeinsame Zielperspektiven im Widerstand gegen ordoliberale Politik und in der Suche nach vermehrter politischer Teilhabe? Welche Rolle spielen kommunale Formen der Selbstverwaltung als mögliche Alternativmodelle gegen Eliten, Markt und Neokolonialismus?

Vortragsblock 2:

Was können politische und emanzipatorische Bildung in Zeiten der zunehmenden Kommerzialisierung (von Bildung) leisten?

Referat: Thomas Hellmuth (Universität Salzburg); Diskutant: Michael G. Kraft (JKU Linz)

26. März 2013, 19:00, Medienkulturhaus Wels

Im gegenwärtigen Bildungsdiskurs hat sich ein politischer Konsens herauskristallisiert, dass höhere Investitionen in Bildung notwendig seien, damit Nationalstaaten international wettbewerbsfähig bleiben und Bildung in Zeiten von Humankapital, Innovation und lebenslangem Lernen einen wichtigen Beitrag zu höherem Wirtschaftswachstum leisten kann. Metaphern wie Exzellenz, Wettbewerb, Employability, KundInnenorientierung, Kosteneffizienz, etc. suggerieren, dass Bildung unter einem ökonomistischen Ziel-Mittel-Denken subsumierbar sei und Privatisierung und Deregulierung gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsgewinne erbrächten. Dabei ist festzustellen, dass kaum mehr eine öffentliche Debatte zu Fragen nach „welcher Art von Bildung“ oder „Bildung für wen?“ geführt wird.
In diesem Vortragsblock wird der Feststellung nachgegangen, inwiefern Bildung entweder Instrument der Befreiung oder der Domestizierung des Menschen ist (vgl. Paulo Freire). Kann ein ähnlich geartetes Bildungskonzept auch in den eurozentristischen Diskurs vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise Eingang finden? Welchen Beitrag kann politische Bildung für eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft leisten und welchen Gefahren unterliegt sie unter neoliberalen Vorzeichen?

Soziale Bewegungen für direkte Demokratie

Referat: Stefan Schartmüller (IG Demokratie), tbc; Diskutantin: Karin Fischer (JKU Linz)

10. April 2013, 19:00, Linz, Ort tba

Der Begriff der Demokratie schien in den letzten Jahren sowohl in der Theorie als auch in der politischen Praxis zu einem nichtssagenden Platzhalter verkommen zu sein. Seit der Wirtschaftskrise 2008 und den erstarkenden globalen Protestbewegungen versucht man den Begriff der Demokratie inhaltlich neu zu bestimmen. Es geht diesen Bewegungen nicht mehr um die Gegenwart der repräsentativen Demokratie, sondern um eine Repräsentationskritik sowie ein Votum für Inklusion und die Erfindung neuer sozialer Organisations- und Lebensweisen. Dadurch entwickeln sich neue Formen der politischen Teilhabe, die auf grundlegende Veränderungen von demokratischen Praxen hindeuten. Ziel der Veranstaltung ist es, diese neuen Formen demokratischer Partizipation näher zu untersuchen und ihr Wirkungspotential auf herrschende soziale und politische Verhältnisse zu erläutern.



Veranstaltungsorte:

Medienkulturhaus Wels
Pollheimerstraße 17
4600 Wels

Linz (Ort tba)

Lugar de celebración:
Medienkulturhaus Wels | Pollheimerstraße 17 | 4600 Wels | Österreich
http://www.medienkulturhaus.at/