Berliner Polizei zeigt Stärke gegen Linke

Antifas mit Fäusten und Knüppeln traktiert

Etwa 4 000 Personen zogen am Samstag nachmittag unter dem Motto "Keine Kriminalisierung des antifaschistischen Widerstands und der Selbstverteidigung von ImmigrantInnen" durch die Berliner Innenstadt bis zur Haftanstalt Moabit, in der mehrere kurdische und türkische Antifaschisten inhaftiert sind.

Hielt sich die Polizei zu Beginn am Kurfürstendamm und Umgebung noch zurück, um vor den Augen der Touristen ein moderates Bild abzugeben, verzichtete sie ab Marchstraße/Einsteinufer auf keine Provokation mehr. Die Polizeiführung brach jeden Kontakt mit der Demonstrationsleitung mit der Begründung ab, es seien antifaschistische Aufkleber auf Autos geklebt worden. Gleichzeitig wurde auf beiden Seiten der Demonstration, zu der viele Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren, ein Spalier durch Sondereinheiten in Kampfanzügen aufgebaut und bis zum Ende beibehalten.

Die Polizei hatte offensichtlich kein Interesse daran, daß der Demonstrationszug Moabit erreicht. Immer wieder schlugen Beamten mit den Fäusten und und mit Knüppeln auf die Demonstranten ein oder versuchten sie abzudrängen. Das massive und bedrohliche Aufgebot wurde ergänzt durch Wasserwerfer und Räumpanzer. Viele der Teilnehmer verließen daher verschreckt frühzeitig die Demonstration. Nur noch wenige schafften es Dank ihrer Entschlossenheit zum Gefängnisbau zu gelangen.

Während Angehörige und Freunde der Gefangenen Grüße über den Lautsprecherwagen mitteilten provozierte die Polizei weiterhin. Einsatzkräfte schlugen und traten völlig grundlos auf Demonstranten ein. Selbst nach der Auflösung der Demonstration baute die Polizei ein Spalier bis zum nächsten U-Bahnhof und mehrere hundert Beamte begleiteten die Antifas bis auf die Gleise wo noch mehrere Demonstranten brutal zusammengeschlagen und teilweise festgenommen wurden. Fazit der dennoch durchgeführten Demonstration: Neun Festnahmen und unzählige verletzte Antifaschisten.

Das äußerst harte und offen provokative Vorgehen der Polizei gegen die Demonstration läßt viele Fragen offen, zumal Berlins Polizeipräsident Hagen Saberchinsky ab der Marchstraße persönlich den Zug begleitete. Am Abend konnte dafür die faschistische FAP unbehelligt ein Treffen in Berlin abhalten: Die Polizei stand schützend zur Seite.

In Göttingen demonstrierten zeitgleich mehrere hundert Personen aus dem selben Anlaß, während in Paris eine Kundgebung vor dem deutschen Konsulat sowie ein Solidaritätsfest stattfanden. Am Sonntag gab es aus Solidarität mit den wegen angeblichen Mordes am Nazi-Funktionär Gerhard Kaindl inhaftierten Antifaschisten ein Konzert und eine Theateraufführung vor der Frauenhaftanstalt Plötzensee. Dort wird die kurdische Antifaschistin Fatma festgehalten.Dabei wurden auch weitere Aktionen zur Unterstützung der Inhaftierten angekündigt.