Zapatisten feiern 20 Jahre EZLN

Mexiko: Geschlossene Gesellschaft

»Es sind 20 Jahre, aber wir fangen gerade erst an«, kommentierte Comandante Abraham von der EZLN den Jahrestag der Gründung der mexikanischen Guerilla EZLN (Ejercito de Liberación Nacional) während der gegenwärtig laufenden Feierlichkeiten in Mexiko-Stadt. Mit Lesungen, einer Buchvorstellung, Konzerten und einer großen Tombola begehen die Zapatisten und ihre Sympathisanten mehrere Tage lang den 20. Geburtstag der EZLN. Die Feierlichkeiten sind Teil der Kampagne »20-10«, die bis Anfang Januar fortgesetzt wird: In der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar 2004 jährt sich zum zehnten Mal der Beginn des zapatistischen Aufstands, als Kämpfer der bis dato unbekannten EZLN in Chiapas mehrere Bezirkshauptstädte und das regionale Zentrum San Cristobal militärisch besetzten. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit Regierungstruppen, die eine bis heute noch unbekannte Zahl von Toten forderten, erklärten die Zapatisten eine Waffenruhe, und die Regierung stellte auf massiven Druck der mexikanischen Bevölkerung, die mit Massendemonstrationen für Frieden eintrat, ihre Angriffe ein. Das Datum des Aufstands war von der EZLN gewählt worden, da es mit dem Inkrafttreten der Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) zusammenfiel, die von der ländlichen Bevölkerung abgelehnt wird.

Am 17. November 1983, so berichtete Subcomandante Marcos in einer eingespielten Tonbandaufzeichnung, die in Mexiko-Stadt präsentiert wurde, gründeten sechs linke Aktivisten, fünf Männer und eine Frau, im Urwald Chiapas die Befreiungsbewegung. Marcos selbst stieß erst neun Monate später zu dem Gründerkreis. Zu Zeiten der Aufstandes, so Marcos, habe die EZLN 4 500 Kämpfer und 2 000 Reservisten in ihren Reihen gezählt.

Der Aufstand der EZLN, der mit den Worten »Ya basta« (»Es reicht«) in die Öffentlichkeit gelangte, erregte weltweites Aufsehen. In Mexiko wurde deutlich, dass der Traum des Übergangs zur »ersten Welt« und eines prosperierenden Mexiko ohne soziale Probleme eine Seifenblase war. Das »Ya basta« der Zapatisten setzte ein deutliches Zeichen gegen den damals propagierten Siegeszug des Neoliberalismus und das »Ende der Linken«. Zugleich trug der Aufstand stark zur Erneuerung linker Diskurse und der Globalisierung von Protest- und Widerstandbewegungen bei.

In einem Interview des Subcomandante für ein vor wenigen Tagen präsentiertes Buch über die zapatistische Bewegung, veröffentlicht von der Journalistin Gloria Muñoz, zeigte sich Marcos außergewöhnlich selbstkritisch. »Als erstes muss klargestellt werden, dass nicht alle Aufrufe und Initiativen der Zapatisten auf eine massive Antwort der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft gestoßen sind. Wir denken, dies war Fehlern geschuldet, in diesem Fall meinen.« Als solche Fehler benannte er seine Schreiben bezüglich des Konfliktes im Baskenland und die schwache Reaktion auf seine Aufrufe an die Zivilgesellschaft, sich dem Irak-Krieg entgegenzustellen.

In den Tagen bis zum 20. November wird nun in den zapatistischen Gemeinden gefeiert, doch überraschenderweise ohne die Öffentlichkeit. Nachdem im August ursprünglich öffentliche Feierlichkeiten angekündigt worden waren und sich einige Gemeinden in den vergangenen Tagen offensichtlich darauf vorbereitet hatten, verkündete ein Kommuniqué kürzlich, dass der Festakt hinter verschlossenen Türen stattfinden wird. »So können wir Zapatisten uns ausschließlich der Feier unseres Geburtstages widmen«, hieß es kurzerhand.