USA: Auferstehung der School of Americas

Unter Pseudonym

Am 15. Dezember schloss die School of Americas in Fort Benning, Georgia, ihre Pforten. Darauf haben Menschenrechtsorganisationen der amerikanischen Kontinente seit Jahrzehnten hingearbeitet. Doch Grund zur Freude besteht dennoch nicht: Am 17. Januar wird die Ausbildungsstätte für lateinamerikanische Militärs unter dem Namen «Western Hemisphere Institute for Security Cooperation» wieder eröffnet.

In den 54 Jahren ihrer Existenz bildete die School of Americas über 60 000 Militärs aus 22 lateinamerikanischen und karibischen Ländern aus. Sie war der wichtigste Ausbildungsort für lateinamerikanische Militärs überhaupt. Unter ihren Absolventen finden sich der Führer der Todesschwadronen El Salvadors Roberto D'Aubuisson, die ehemaligen Diktatoren Roberto Viola und Leopoldo Galtieri (Argentinien), Manuel Noriega (Panama) und Hugo Banzer (heute gewählter Präsident Boliviens). Die Ausbildung in der School of Americas basierte auf der US-Doktrin der «Nationalen Sicherheit», deren Umsetzung durch Lateinamerikas Diktatoren brutalste Menschenrechtsverletzungen bedeutete.

Die Entscheidung, die Ausbildungsstätte umzubenennen, fiel, nachdem die School of Americas in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik von Menschenrechtsgruppen geraten war und der wahre Charakter der Ausbildung immer deutlicher wurde. Eine Kommission des US-Verteidigungsministeriums musste Mitte der neunziger Jahre zugeben, dass die für die Ausbildung verwendeten Handbücher Erklärungen enthielten, wie «Einschüchterung, Kopfgelder für getötete Feinde, Schläge, willkürliche Verhaftungen, Exekutionen und ein Wahrheitsserum» anzuwenden seien. Die Proteste gegen die Einrichtung nahmen weiter zu. Zuletzt protestierten über 10 000 Personen Mitte November direkt vor Fort Benning. Etwa 3500 drangen dabei in das Gelände ein.

Im Mai 2000 entschied sich der Kongress für Schliessung und Neueröffnung.

Ein erster Schliessungsantrag von Kongressabgeordneten wurde damit begründet, dass sich unter den Absolventen der Militärschule der US Army «einige der schlimmsten Menschenrechtsverbrecher der westlichen Hemisphäre befinden». Darunter die 19 Soldaten, die 1989 in El Salvador sechs Jesuiten, ihre Haushälterin und deren Tochter ermordeten. Sie hatten erst wenige Monate vorher ihre Ausbildung an der School of Americas abgeschlossen.

«Die Schule ist für die US-Aussenpolitik von strategischer Bedeutung. Denn sie dient den kurz- und langfristigen ökonomischen, politischen und militärischen Interessen der USA in Lateinamerika», stellte die US-Rechnungsprüfungskommission 1996 fest. Darum wohl wechselt die Schule lediglich ihren Namen und ist neu dem US-Verteidigungsministerium direkt unterstellt, während sie vorher von der Armee geführt wurde.

Die Veränderungen scheinen tatsächlich nicht weit über den Namenswechsel hinauszugehen. So äusserten der kolumbianische Verteidigungsminister Luis Fernando Ramírez und der Generalkommandeur der kolumbianischen Armee General Fernando Tapias Stahelin gegenüber der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo einhellig, US-Kongress und Regierung hätten ihnen zugesichert, die kolumbianischen Militärs könnten weiterhin dort ausgebildet werden.