Socialism

In Venezuela machen Gewerkschaften und Regierungsvertreter nun tatsächlich Ernst mit der Enteignung von stillgelegten Betrieben und neuen Modellen der Arbeiterselbstverwaltung

Venezuela rüttelt an den Produktionsverhältnissen

Ende Juli 2005 erklärte der venezolanische Präsident Hugo Chávez in seiner TV-Sendung «Aló Presidente», man prüfe derzeit die Enteignung von 136 geschlossenen Unternehmen. «Die Existenz geschlossener Unternehmen verstösst gegen die nationale Verfassung; das ist genauso wie bei brach liegendem Land», sagte Chávez. Die Ankündigung erfolgte bei der Wiedereröffnung einer neun Jahre lang geschlossen Kakaofarm, die von den Arbeitern mit einem Kredit der Regierung gekauft und in die «Unión Cooperativa Agroindustrial del Cacao» verwandelt wurde.

Verlockung des Nützlichen

VENEZUELA

Besetzte Betriebe, Enteignungen und Arbeitermitverwaltung - Präsident Chávez denkt an die "Wende zum Sozialismus des 21. Jahrhunderts"
Hundertsechsunddreißig stillgelegte Betriebe würden derzeit überprüft, um sie vielleicht zu enteignen, meinte jüngst Präsident Chávez in seiner wöchentlichen TV-Sendung Aló Presidente. Brach liegende Firmen seien genauso schädlich wie brach liegendes Land.

40 Arbeiter der "Snacks America Latina" halten seit August in Barquisimeto ihren Betrieb besetzt, weil ihnen das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren verweigert wird. "Snacks America Latina ist dabei wahrlich kein kleines Unternehmen, hinter dem Namen steht der transnationale Lebensmittelkonzern „Frito Lay“ (Mexiko/USA), der die auch in Deutschland erhältlichen „Doritos“ und weiteres Knabberzeug produziert" - schreibt Dario Azzellini in seinem jw-Lesereisebericht "David gegen Goliath" (eine leicht erweiterte Fassung des Berichts in der "Jungen Welt" vom 26. Oktober 2005)

Streik für Gewerkschaftsrechte - heute schon geknabbert?

David gegen Goliath
Arbeitskampf bei Knabbermulti in Venezuela

Dario Azzellini

Die Beschäftigten von „Snacks America Latina“ am Rande der Millionenstadt Barquisimeto in Zentralvenezuela halten seit 67 Tagen, seit dem 22. August ihren Betrieb besetzt, um ihre verfassungsgemäß gegründete Gewerkschaft und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Die dritte JW-Lesereise war vor Ort, um sich über den Arbeitskampf zu informieren und sich mit den Beschäftigten zu solidarisieren.

jW-Leserreise in Venezuela: Seit zwei Monaten tritt die Belegschaft von »Snacks America Latina« für eine Gewerkschaftsvertretung ein

Snacks und Klassenkampf

Die Straße vor dem Betrieb ist mit Baumstämmen, Ästen, Eisenrohren und Autoreifen versperrt. Seit über zwei Monaten halten die Beschäftigten von »Snacks America Latina« am Rande der Millionenstadt Barquisimeto in Zentralvenezuela ihren Betrieb nun schon besetzt. Vor den Werkstoren stehen einige Arbeiter Wache, andere liegen in den Lieferwagen des Unternehmens auf Matratzen und schlafen. Die Nacht war kurz. Schon um vier Uhr morgens tauchte eine Richterin auf. Zusammen mit 60 Polizisten versuchte sie, dem Zweigstellendirektor gewaltsam Zugang zum Betriebsgelände zu verschaffen.

Venezuela rüttelt an den Produktionsverhältnissen. Besetzte Unternehmen, Enteignungen und Arbeitermitverwaltung

Öffentliches Interesse vor Profit

Ende Juli 2005 erklärte Venezuelas Präsident Hugo Chávez in seiner TV-Sendung »Aló Presidente«, daß 136 geschlossene venezolanische Unternehmen derzeit bezüglich der Möglichkeiten einer Enteignung überprüft würden. »Die Existenz geschlossener Unternehmen verstößt gegen die nationale Verfassung. Das ist genauso wie bei brachliegendem Land«, so Chávez. Die Ankündigung erfolgte bei der Wiedereröffnung einer neun Jahre lang geschlossenen Kakaofarm, die von den Arbeitern mit einem Kredit der Regierung gekauft und in die Unión Cooperativa Agroindustrial del Cacao verwandelt wurde.

oder: >>Was wir von Venezuela lernen können.<<

Es reicht!

[ ] Protokoll: Dario Azzellini [1], Politikwissenschaftler [2]

Konterkarriert ein ausgeweiterter Tagebau in Venezuela die Leitlinie einer »nachhaltigen Entwicklung der Regierung Chávez?

Konflikte um geplanten Kohlabbau

Seit der Regierungsübernahme durch Hugo Chávez im Jahre 1998 findet in Venezuela eine tiefgreifende soziale Transformation statt, die »Bolivarianischer Prozeß« genannt wird. Diese neue Politik will erklärtermaßen nicht nur die Verteilung des Reichtums im Land verändern, sondern auch die Produktionsstruktur und die Besitzverhältnisse verändern und einen anderen Entwicklungsweg einschlagen. Der geradlinige Fortschrittsbegriff und die daraus resultierenden Entwicklungskonzepte wurden in Venezuela zu Gunsten einer »endogenen« und »nachhaltigen« Entwicklung aufgegeben.

Die Stimme der Basis in der Bolivarischen Revolution

Venezuela von unten

Dario Azzellini ist einer der beiden Regisseure des neuen Dokumentarfilms „Venezuela von unten“. Jorge Martin hat ihn für Hands Off Venezuela zum Film und seinen Eindrücken der Bolivarischen Revolution interviewt.

Jorge Martin (JM): Wie bist du auf die Idee gekommen, diesen Film zu drehen, und welche Verbindung besitzt du zur Bolivarischen Revolution?

La voz de la base de la revolución bolivariana

“Venezuela desde abajo”

Dario Azzellini es el co-director del nuevo documental “Venezuela desde abajo”. La campaña Manos Fuera de Venezuela (www.handsoffvenezuela.org) lo entrevistó sobre el documental y sus puntos de vista en relación a la revolución bolivariana.

Jorge Martin ¿Cómo surgió la idea de la película y cuál es tu vínculo con la revolución bolivariana?

The voice of the rank and file of the Bolivarian Revolution

"Venezuela from below"

Dario Azzellini is the co-director of the new documentary film "Venezuela from below". Jorge Martin interviewed him for Hands Off Venezuela about the film and his views on the Bolivarian revolution.

Jorge Martin How did you get the idea for the film and what are your links with the Bolivarian revolution?