Mexiko

Anhänger der mexikanischen Regierungspartei masskrieren 45 Tzozil-Indianer im Hochland bei San Cristóbal de las Casas

Blutige Weihnachten in Chiapas

Plötzlich kommt ein Lastwagen mit etwa 40 Männern, begleitet von einem Polizeifahrzeug, entgegen. Die Überlebenden aus Acteal erkennen mehr als ein Dutzend der Mörder ihrer Angehörigen wieder. Sie blockieren die Straße und versuchen, die Männer vom Lastwagen zu zerren. Um einen Aufruhr zu verhindern, greift die Seguridad Publica ein und rettet die Verdächtigen vor der aufgebrachten Menge ins Polizeifahrzeug.

Interview mit Onecimo Hidalgo, Repräsentant der Conai (Comision Nacional de Intermediación)

„Der Krieg wird in den höchsten Sphären der Regierung geplant“

Die nationale Vermittlungskommission Conai wurde 1994 von Bischof Samuel Ruiz aus San Cristóbal ins Leben gerufen, um die Verhandlungen zwischen Regierung und EZLN zu begleiten. Durch ihre Arbeit konnte bisher auch in äußerst zugespitzten Situationen die Perspektive auf Dialogverhandlungen aufrechterhalten werden. In den letzten Monaten ist Bischof Ruiz das Ziel einer Kampagne von Regierungsinstitutionen und Militär, die ihn als Mitglied der EZLN bezeichen, und die im November ein Attentat gegen ihn organisiert haben.

Anhänger der PRI massakrieren 45 Tzotzil-Indianer

Massaker in Chiapas

Sie stehen sich direkt gegenüber, keine zwei Meter voneinander entfernt: Die Trauergemeinde mit den drei Gitarristen am Straßenrand, die triste Melodien mit kämpferischem Inhalt singen - über den Aufstand der EZLN 1994, über Kampfflugzeuge und Maschinenpistolen, die sie aufhalten wollen. Und der Lastwagen der "Seguridad Publica", der chiapanekischen Polizei, auf dem rund vierzig Uniformierte genau jene Maschinenpistolen im Anschlag halten. Sie haben den Tzotzil-Indianern des Bezirks Chenalho ihre Toten zurückgebracht - jene 45 Frauen, Kinder und Männer, die am 22.

Revolution nicht lange Gültigkeit

Das Motto "Land und Freiheit", wie von Emilio Zapata gefordert, hatte in Chiapas nach der mexikanischen

Die Großgrundbesitzer konnten ihre Macht nach 1917 bald wieder herstellen und nahmen die verschiedensten Desperados aus Kriegszeiten in ihre Dienste. Ihre Gewalt war damals noch recht allgemein gegen die Campesinos gerichtet und eine Ergänzung zu dem besonderen Rechtssystem, das in den Gehöften herrschte und immer noch herrscht. Diese Pistoleros waren allgemein bekannt.

Durch mehr als einen Grenzzaun von den USA getrennt

Endstation Tijuana

Es ist die mexikanische Grenzstadt zu den USA, eine Stadt des modernen Wilden Westens, direkt an der Pazifikküste gelegen. In Tijuana treffen die Verheißungen des Nordens auf die Verzweiflung des Südens. Sexindustrie, Drogenhandel, Billiglohnfabriken und Armenviertel verbinden sich südlich der militärisch befestigte Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko zu einem Panorama der Depression und des Zivilisationsverfalls.

Interview mit WILFRIED TELKÄMPER Europaabgeordnete nach Chiapas?

Europaabgeordnete nach Chiapas

Sie wollen mit Wolfgang Kreissl-Dörfler, ebenfalls Europaparlamentarier der Grünen, nach Chiapas fahren – warum?

Wir befürchten, daß es in Chiapas weiter zu erheblichen Menschenrechtsverletzungen kommt, daß vielleicht ein neues Tschetschenien entsteht.

Was wollen Sie mit der Reise erreichen?

Hinhaltetaktik, leere Versprechungen, Wahlbetrug – die Zapatisten brechen Dialog ab

Ist Mexiko doch nicht reformierbar?

Die Zapatistische Nationale Befreiungsarmee (EZLN) hat ihren Dialog mit der mexikanischen Regierung abgebrochen. "Subcomandante Marcos", Sprecher der Guerilla, erklärte, Luftabwehrwaffen seien bereits aufgestellt und die Zugänge zu den EZLN-Gebieten vermint. Damit sollen Angriffe der mexikanischen Armee abgewehrt werden. Diese Schritte seien notwendig geworden, da die mexikanische Regierung "keinen echten Willen zum Dialog" gezeigt habe.

Mexikos Präsidentenwahl verlief nach altem Muster

Zedillos Pyrrhussieg

Nachdem erst 15 Prozent der Stimmen ausgezählt waren, wurde bereits der Sieger der Präsidentschaftswahlen in Mexiko verkündet. Ernesto Zedillo heißt er, war Kandidat der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) und soll etwa 47 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten haben. Das Ergebnis, sollte es so verkündet werden, ist etwa so glaubwürdig wie die Geschichte vom Klapperstorch, der die Kinder bringt. Beobachter haben bei Stichproben in Wahllokalen zahlreiche Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Carlos Salinas De Gortari

Überlebt

Verständnislos blickt der mexikanische Präsident Carlos Salinas de Gortari in die Welt. Schien ihm doch bis zum Erscheinen der EZLN-Guerilla am Neujahrstag alles in bester Ordnung. Schließlich hatte der 45jährige Wirtschaftswissenschaftler gegen allen Widerstand im eigenen Land das Nafta-Abkommen durchgeboxt.

Vor Ort: 70 Prozent der Bewohner von Chiapas leben unterhalb des Existenzminimums

Von den Kaziken in den Dschungel gedrängt

Die Landschaft von Chiapas ist wunderschön, verwehrt nicht gerade ein Bohrturm der staatlichen Erdölgesellschaft Pemex den Ausblick. Geprägt wird die Region vom Lacandonen-Urwald, dem größten Dschungelgebiet Mexikos, und den vielen Kaffeeplantagen an den Hängen der bergigen Landschaft.