Nikaragua: Generalstreik abgesagt

Zeitbombe tickt weiter

Der Generalstreik in Nikaragua ist vorerst abgewendet. Am vergangenen Wochenende verabschiedeten Gewerkschaften und Regierung ein Abkommen. Die Gewerkschaften garantieren, angesichts der Krisensituation bis zum 2.. Mai keine Streiks zu organisieren.

Die Regierung stimmte höheren Finanzierungen in Krankenpflege und Erziehung zu. Weitere Zusicherungen betreffen die Vergabe von Extra-Krediten für Unternehmen, Verzicht auf Repressionen gegenüber Gewerkschaften und jenen, die in jüngster Zeit streikten, Anerkennung der von der sandinistischen Regierung an die Bauern vergebenen Besitztitel, Lohnerhöhungen plus zusätzliche Zahlungen. Managua sagte weiter zu, friedlichen Streiks nicht mehr mit Polizei zu begegnen; die Gewerkschaften wollen im Gegenzug auf Besetzungen verzichten.

Als dieses Stillhalteabkommen abgeschlossen wurde, streikten gerade das medizinische Personal, die Beschäftigten von Zoll, Finanzministerium, Banken, Schulen, Universitäten, die der sieben größten Häfen, des Flughafens sowie von 18 Fabriken und vieler weiterer Unternehmen.

Auslöser der Streikwelle waren die Anfang März angekündigten Pläne zur Stabilisierung der Finanzen. Eine Währungsabwertung um 400 Prozent schlug wie ein Blitz ein. Die Löhne sanken auf 40 bis 60 Prozent ihrer ursprünglichen Kaufkraft. So muß eine Krankenschwester, die umgerechnet 40 bis 60 US-Dollar verdient, für eine Gallone Speiseöl mittlerweile ein Zwanzigstel ihres Monatslohnes hinblättern. Falls sich die Lage nicht stabilisiert, sind ab dem 22. Mai Arbeitskämpfe vorprogrammiert.