Hommage an Engels: In Engelskirchen nutzten Künstler den öffentlichen Raum für die Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeit
Monitore zwischen Turbinen und Generatoren
Unter dem Motto »Nach dem Beaufsichtigen der Maschinen« fanden am Wochenende in Engelskirchen nahe Köln Kunstaktionen im öffentlichen Raum statt. Anlass war der 200. Geburtstag von Friedrich Engels, dessen Vater dort 1837 die Baumwollspinnerei Ermen & Engels errichten ließ, in der ab 1903 neben Textilien auch Strom produziert wurde. Den Ausschlag für den Standort der Spinnerei hatten die Agger als Energiequelle, die Eisenbahnverbindung, genügend billige Arbeitskräfte und »vielleicht der Charme des Namens« gegeben, so der Kurator Florian Malzacher bei der Vernissage am Freitag im LVR-Industriemuseum, das heute in dem alten Fabrikgebäude untergebracht ist. (...)
Zeit für einen Rundgang durch das ehemalige Kraftwerk in der Spinnerei, wo zwischen Turbinen und Generatoren Monitore installiert sind. Unter dem Titel »Occupy, Resist, Produce« wurden vier Filme von Oliver Ressler und Dario Azzellini zu Fabrikbesetzungen in Italien, Frankreich und Griechenland gezeigt. Beispiel Marseille: 2010 besetzten Arbeiter mit Unterstützung der Gewerkschaft CGT eine Teefabrik. »Über Nacht warfen wir die Security raus«, entscheidend »war die Solidarität«, berichten Arbeiter. Heute produzieren sie in Eigenregie, ihr Spitzenprodukt »1336« verweist auf die Tage der Besetzung. Beachtliche Dokumente, doch blieb offen: Inwieweit geht die Aktionsform als strategisches Moment mit Engels zusammen? Malzacher sagte im jW-Gespräch, ihm sei es um die Schließung von produktiven Betrieben unter Weltmarktbedingungen gegangen. Der Konzern Unilever rechnete sich anderswo höhere Rendite aus. So sei es auch der Fabrik in Engelskirchen ergangen, die noch bis 1979 in Betrieb war. Deren Besetzung, eine »nicht stattgefundene Alternative«, hätte vielleicht »eine Perspektive bieten können«. (...)
Der Freitag abend klang mit dem deutsch-türkischen Liedermacher Ozan Ata Canani (»Songs of Gastarbeiter«) aus. Am Rande des Konzerts trafen wir zufällig den Kölner Aktivisten Peter Bach. Gleich ob »hier Straßen oder in Köln Autos gebaut« wurden, zeigte sich Bach beeindruckt, gelte es, die Arbeit und auch die Kämpfe zu würdigen. So berichtete er von einer Idee aus Köln, die quer durchs Ford-Werk verlaufende Henry-Ford-Straße nach Baha Targün (1943–2020), einem der führenden Aktivisten im Ford-Streik von 1973, umzubenennen. Damals hatten sie das Werk zu Tausenden vier Tage lang besetzt. Und schon waren wir wieder bei den Arbeiten von Azzellini und Ressler.
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