Nikaragua: Geschäfte mit der Entwaffnung

Der Unbezwingbare ging

Über 6000 Recontras und Recompas – Gegner und Anhänger der ehemaligen sandinistischen Regierung Nikaraguas – haben in den letzten Wochen ihre Waffen an eine spezielle Entwaffnungsbrigade (BED) übergeben. Die Aktion wurde jetzt offiziell abgeschlossen. Jede noch bewaffnete Gruppe, so Managua, werde nun unerbittlich von Armee und Polizei bekämpft.

Optimismus macht sich breit in der Regierung und in den Medien. In den Konflikt gebieten im Norden Nikaraguas wird die Lage indes anders eingeschätzt: Sowohl die verschiedenen Parteien als auch die Landbevölkerung zweifeln hier an Dauer und Wirksamkeit des „neuen“ Friedens. Viele der abgegebenen Waffen waren nicht mehr funktionstüchtig. Der Grund: Für jedes Gewehr, jede Pistole wurden 200 US-Dollar gezahlt. Also lieferten Privatpersonen alte Waffen als solche der Recompas oder Recontras ab...

Andererseits bieten 200 Dollar ehemaligen Contras keine existenzsichernde Perspektive, wenn sie weder Land noch Arbeit erhalten. Die meisten von ihnen geben deshalb das Geld schnell aus – und flüchten sich wieder in ihre alten Formationen. Zunehmend finanzieren auch zurückgekehrte Großgrundbesitzer Recontra-Gruppen, damit die dafür sorgen, dass ihre Arbeitskräfte nicht aufbegehren. Recompas wiederum werden von Kooperativen und sandinistischen Bauern versorgt, da ohne sie zum Teil nicht einmal mehr die Kaffee-Ernte eingefahren werden kann.

Wie bisher schließen verschiedene Recontra-Gruppen zwar weiter Friedensverträge ab, doch nicht selten sind sie schon am nächsten Tag wieder an Überfällen beteiligt. Der wegen seiner Brualität gefürchtete Reconta-Führer „El Indomable“ (Der Unbezwingbare) dagenen, der noch vor kurzem kämpfen wollte, solange auch nur ein Sandinist am Leben sei, hat seine Waffen abgegeben, seine Gruppe aufgelöst und sich nach Miami abgesetzt. Offen bleibt, wie hoch der Preis war, den die Regierung dafür bezahlt hat, denn die 15.000 US-Dollar, die andere Recontra-Comandantes für die Demobilisierung bekommen haben, waren dem „Indomable“ zu wenig.