Manöver der Zentralregierung gegen Autonomie der Atlantikregionen
Ökologischer Notstand in Nicaragua
Am 12. Februar wurde in Nikaragua der ökologische Notstand ausgerufen. Die Folge war das sofortige Verbot jeglichen Holzeinschlags. Das betrifft vor allem die beiden autonomen Regionen an der Atlantikküste, deren Fläche etwa 50 Prozent des Landesterritoriums ausmacht und wo viele Menschen von der Ausbeute der natürlichen Ressourcen – besonders Holz – leben.
Gerade an der Atlantikküste sind die Bemühungen um den Umweltschutz sehr groß. In der MADA (Bewegung zur Unterstützung und Verteidigung der Autonomie) haben sich die YATAMA, Sandinisten und regionale Kräfte der in Managua regierenden U.N.O. zusammengeschlossen, um die Autonomie und besonders die eigenen Naturressourcen gegenüber der U.N.O.-Zentralregierung zu verteidigen.
Noch unlängst hatte eben diese Regierung gegen den Willen der Leute an der Küste versucht, einen Vertrag mit einem taiwanesischen Konzern abzuschließen. Diesem sollte der Kahlschlag von 400.000 Hektar Urwald zugestanden werden. Das konnte im letzten Moment durch den Widerstand der Regionalregierungen und der MADA verhindert werden.
So vermutet der ehemalige Contra-Führer Steadmen Fagoth, der zusammen mit der sandinistischen Abgeordneten Mirna Cunningham zu den MADA-Mitgliedern der ersten Stunde gehört, dass der „Notstand“ ein Schachzug der Zentralregierung sei, um die vom Holzeinschlag lebenden Menschen an der Atlantikküste auszuhungern und das „Taiwan-Abkommen“ danach erneut mit besseren Chancen, zu präsentieren.
Da an der Atlantikküste die Arbeitslosigkeit im Laufe der letzten zwei Jahre sprunghaft auf 80 Prozent gestiegen ist (der landesweite Durchschnitt liegt bei 60 Prozent!) und alle politischen Kräfte der Region Einigkeit gegenüber der Zentrale demonstrieren, ist der U.N.O.-Regierung ein solches Manöver durchaus zuzutrauen. Auch bisher hatte sie jede Gelegenheit wahrgenommen, um die Autonomie der Atlantikregionen zu sabotieren und zu unterlaufen.