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Futbolistas

Natürlich kommen auch wir um den Fußball nicht herum. Früher bekannten sich ja nur wenige deutsche Linke zu ihrer Liebe zu Fußball. In anderen Ländern war das schon lange anders. Das zeigt auch das Buch "Futbolistas" über Fußball in Lateinamerika - Hoffnungen, Helden, Politik und Kommerz, wie der Untertitel lautet. Kritiker am Fußball kommen nur am Anfang des Vorwortes vor. So schrieben 1917 die Anarchisten vom Fußball als "verpestende Idiotisierung durch wiederholtes Getrampel um ein rundes Objekt herum" und urteilten: "Messe und Ball: die schlimmste Droge für die Völker." Doch schon seit damals kommt in Lateinamerika niemand um den Fußball herum. So ist das Buch vollgestopft mit kleinen und großen Geschichten um das runde Etwas. Das Buch ist aber nicht nur etwas für FußballfanatikerInnen, sondern für alle, die sich für die Zustände in den dortigen Ländern interessieren. Gerade weil der Fußball in den meisten (ausser den wenigen Baseball-Ländern) dortigen Ländern solch eine Ausnahmestellung hat, kommt man an dem Thema nicht vorbei und fragt man sich, warum man nicht viel öfters in Texten über die Länder und Bewegungen etwas über Fußball liest. Im Buch werden eine Vielzahl von Themen behandelt, die man hier nicht alle aufführen kann. Die meisten Texte sind Länderspezifisch geordnet, gehen auf die Geschichte des Fußballs und der Instrumentalisierung durch die Herrschenden bis in die Gegenwart ein. Interessant der Beitrag über den ehemaligen, als links geltenden, argentinischen Trainer Menotti, der unter der blutigen Militärdiktatur in Argentinien zum Weltmeister führte. In dem Zusammenhang wird auch das Verhalten Deutschlands und der deutschen Nationalmannschaft gegenüber Argentinien aufgezeigt, wo 1978 unter der Diktatur die Weltmeisterschaft stattfand. Instrumentalisierung und Ausverkauf der Spieler vor allem nach Europa ist ein weiteres Thema, das viele Artikel durchzieht. Das auch Frauen sich in den dortigen Machogesellschaften immer mehr ihren Platz im Fußball erobern zeigt ein eigenes Kapitel. Gänzlich unbekannt ist das Thema Rassismus in den dortigen Stadien, das teilweise zu schlimmen Vorfällen führt. Fehlen darf natürlich auch nicht die fußballverrückten Zapatisten, zu denen mittlerweile Inter Mailand eine enge Freundschaft verbindet. Soweit eine kleine Kostprobe der besten Artikel. Manchmal geht mit dem einen oder anderen Autoren die Fußballvernarrtheit allerdings auch zu sehr durch, wenn sich zu sehr auf irgendwelche Ergebnisse konzentriert wird. Doch das ist der einzige Mangel, den der nicht fußballbegeisterte Rezensent bemängeln kann. Ansonsten ist das Buch sehr spannend und bietet eine ganz andere Einsicht in die Länder. Auch nach der Fußball-WM immer noch lesenswert.


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