Italiens Weltklasse-Club Inter Mailand unterstützt die zapatistischen Gemeinden. Hinter der Aktion stehen Javier und Paula Zanetti

Zapatas Fussballer-Brüder

Eigentlich heisst der als Inter Mailand bekannte italienische Fussballklub FC Internazionale Milano, doch daran konnte sich kaum noch jemand erinnern. Bei der Gründung im Jahr 1908 sollte der Name die Bereitschaft deutlich machen, auch nichtitalienische Spieler aufzunehmen. Nachdem heute die Anwesenheit ausländischer Spieler im Fussball zur kapitalistischen Normalität gehört, ist es die Mannschaft und nicht der Verein, die dem Namen auch ausserhalb des Spielfeldes wieder einen Sinn gibt. Das legendäre Team schickte der EZLN im Mai 2500 Euro. In einem auf offiziellem Vereinsbriefpapier verfasstem Schreiben an den «Rat der guten Regierung von Oventic», einer zapatistische Selbstverwaltungsinstanz, erklärt der argentinische Interkapitän Javier Zanetti, er und seine Mannschaftskollegen seien «davon überzeugt, mit euch die gleichen Prinzipien und Ideale zu teilen, die sich im zapatistischen Geist wiederspiegeln. Wir glauben an eine bessere Welt, an eine nicht globalisierte Welt, sondern an eine, die durch verschiedene Kulturen bereichert wird. Daher haben wir beschlossen, euch in diesem Kampf um die eigenen Wurzeln und Ideale zu unterstützen.»

Die Initiative dazu ging vom Mannschaftskapitän Javier Zanetti und seiner Ehefrau Paula, die sich den Spitznamen «Comandante Paula» eingehandelt hat, aus. Das Geld kam direkt von der Mannschaft. Ein selbst auferlegtes «Ordnungsstrafenregister» sorgt für die Einnahmen für diverse Solidaritätsprojekte. Wer zu spät kommt oder auf andere Weise die Zuverlässigkeit und Kollektivität unterminiert, die gebraucht wird, um eine der besten Fussballmannschaften der Welt zu sein, zahlt einen Beitrag in die Soli-Kasse. Die Initiative ist im April enstanden, als im Internet von einem Angriff auf die zapatistischen Basisgemeinden zu lesen war, die ihren bedrohten Genossen und Genossinnen in Zinacantán Wasser gebracht hätten. Es kam die Idee auf, den Gemeinden direkt zu helfen. Man wollte versuchen, das zu ersetzen, was ihnen in einem Nachmittag Repression und Verfolgung geraubt und zerstört wurde und so «wirklich etwas für Menschenrechte zu tun». «Es wird viel über Menschenrechte geredet, aber da gibt es eine Schräglage, denn Menschenrechte, Demokratie, Information und Gerechtigkeit gehören zusammen», sagt der Organisationsdirektor des Vereins, Bruno Bartolozzi.

Ende Mai antworteten Moisés, Jonás und Benito den «Fussballer-Brüdern» im Namen des Regierungsrates auf offiziellem Briefpapier der rebellischen Gemeinden: «Wir wollen euch sagen, dass wir glücklich sind über eure Botschaft, denn wir wissen, dass wir auf dem Weg dieses Kampfes nicht alleine sind. Wir sind glücklich, weil es auf der ganzen Welt Brüder und Schwestern wie euch gibt, die ein Bewusstsein haben und auch eine Welt mit Gerechtigkeit und Würde aufbauen wollen.» Das Schreiben enthält auch eine Einladung an die Inter-Mannschaft, Chiapas zu besuchen, «um direkt unsere Vorstellungen und Erfahrungen kennen zu lernen und zu teilen». «Ein Tor gegen das Vergessen» titelte die mexikanische Tageszeitung «La Jornada». In weiten Teilen der italienischen und internationalen Presse wurde die Nachricht jedoch nicht aufgegriffen, nicht einmal auf den Sportseiten.

Politische Solidarität


Das argentinische Paar Zanetti ist seit langem in der Solidaritätsarbeit aktiv. Sie unterstützen die Arbeit der linken Nothilfeorganisation «Emergency» von Gino Strada und haben vor drei Jahren gar eine eigene Stiftung gegründet. Die «Stiftung Pupi», so der argentinische Spitznamen Javiers, führt zahlreiche Projekte mit marginalisierten Kindern in den Elendsvierteln von Buenos Aires durch. 2003 bekamen die beiden den Preis «l’Altropallone» – «der andere Fussball» – der in Italien jedes Jahr an Personen der Sportwelt verliehen wird, die sich mit ihrem Einsatz für Solidarität, Gleichheit und Basissport verdient gemacht haben. Vielleicht kommt es ja demnächst zu einem Freundschaftsspiel zwischen Inter Mailand und einer EZLN-Auswahl. 1999 spielte in Mexiko-Stadt, beim damaligen Marsch der zapatistischen Gemeinden in die Hauptstadt, eine EZLN-Auswahl gegen eine mexikanische Fussballstarauswahl. Die Zapatisten unterlagen 5 zu 3.