Organisatoren ziehen positive Bilanz von Venezuela-Kongress in Köln

Köln. Die Organisatoren des Kongresses "Venezuela nach Hugo Chávez" an der Universität Köln haben eine positive Bilanz der Veranstaltung gezogen. "Wir haben am vergangenen Wochenende rund 70 Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen können", sagte gegenüber amerika21.de Andrés Otálvaro, einer der Organisatoren der akademischen Tagung. Auch wenn wegen der Neuwahlen in Venezuela einige der Gäste aus dem südamerikanischen Land nicht nach Deutschland kommen konnten, sei eine "spannende Debatte mit zahlreichen Aspekten" zustande gekommen. Der internationale Kongress "Venezuela nach Hugo Chávez" war von dem Lateinamerika-Portal amerika21.de unterstützt worden.

Eine Woche nach der Neuwahl in Venezuela hatten die Abteilung für iberische und lateinamerikanische Geschichte des Historischen Seminars sowie der Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität zu Köln gemeinsam zu einem internationalen Kongress eingeladen. Als Referenten traten unter anderem der US-amerikanische Professor Steve Ellner und der Kölner Historiker Michael Zeuske auf. Auch Gregory Wilpert und Dario Azzellini, die sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit den Entwicklungen in Venezuela beschäftigen, hielten Vorträge. Aus Kuba war der Historiker Christian Cwik (Universität von Havanna) angereist.

"Das Ziel dieser Veranstaltung lag darin, eine wissenschaftliche Diskussion des komplexen Transformationsprozesses in Venezuela mit seinen Hintergründen, Stärken und Schwächen sowie seine Auswirkungen in der Region zu fördern", sagte Mitveranstalter Michael Kresse. Die Referenten seien zu dem Schluss gekommen, dass die Regierung Chávez Erfolge im Bereich der Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung sowie in der Sozialpolitik zu verzeichnen hatte und verwiesen bei wirtschaftspolitischen Kritikpunkten wie etwa der Inflationsrate auf noch schlechtere Kennzahlen für die vorchavistische Zeit. Gleichzeitig wurden aber auch die inneren Widersprüche nach 14 Jahren Präsidentschaft von Hugo Chávez insbesondere in den Bereichen Wirtschafts- und Außenpolitik thematisiert.

An den Diskussionsrunden zu den einzelnen Vorträgen nahmen auch Anhänger der Opposition Teil. Der von ihnen am häufigsten genannte Kritikpunkt waren die Gewalt und die hohe Mordrate im Land. Diesem Einwand hielten die Referenten die Komplexität des Themas entgegen. Zwar stimme es, dass die Mordrate in den vergangenen Jahren gestiegen sei, sagte beispielsweise Gregory Wilpert. Weder Regierung noch Opposition hätten jedoch funktionierende Rezepte, um die Kriminalität zu besiegen. So sei auch in den Bundesstaaten und Städten, die von der Opposition regiert werden, keine positive Veränderung festzustellen.

Bei einer Abendveranstaltung berichtete amerika21.de-Redakteur Malte Daniljuk von den Wahlen am 14. April. Er war auf Einladung des venezolanischen Wahlrats als Wahlbegleiter in Venezuela und hob die Transparenz und Sicherheit des venezolanischen Wahlsystems hervor. Ergänzend berichtete der Aktivist von der brasilianischen Landlosenbewegung MST, Douglas Estevam, von der Arbeit der Organisation in Venezuela. Zusammen mit venezolanischen Organisationen arbeitet die MST unter anderem am Aufbau von sozialistischen Kommunen in den ländlichen Gebieten.

Viele Teilnehmer des Kongresses betonten abschließend die Notwendigkeit für weitere wissenschaftliche Veranstaltungen zur Diskussion des venezolanischen Transformationsprozesses, zumal diese bisher kaum stattgefunden haben.


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