Dem schwarzen Journalisten Abu-Jamal droht die Hinrichtung

Ein Opfer rassistischer US-Justiz

Seit über zwölf Jahren sitzt der schwarze Journalist Mumia Abu-Jamal in einer Todeszelle im US-Bundesstaat Pennsylvania. Nachdem nun der im Herbst 1994 gewählte republikanische Gouverneur Tom Ridge sein Amt angetreten hat, droht ihm die baldige Hinrichtung.

Ridge hatte sich im Wahlkampf immer wieder durch die Befürwortung der Todesstrafe und die Forderung, 67 ausstehende Exekutionsbefehle zu unterschreiben, hervorgetan. Mumia Abu-Jamal, ehemaliges Mitglied der Black Panthers Party, wurde Anfang der 80er Jahre von einem weißen Geschworenengericht zum Tode verurteilt, weil er am 9. Dezember 1981 bei einer Straßenkontrolle einen Polizisten erschossen haben soll. Er wurde verurteilt, obwohl vier Augenzeugen aussagten, der wahre Schütze sei geflüchtet. Abu-Jamal wurde angeschossen, schwer verletzt am Boden liegend und in Lebensgefahr schwebend von mehreren Polizisten brutal zusammengeschlagen.

Doch für den Richter – Mitglied einer rechtsextremen Polizeibruderschaft und mit dem zweifelhaften Rekord, mehr Menschen als irgendein anderer in den USA zum Tode verurteilt zu haben – stellte sich die Schuldfrage gar nicht. Für ihn stand das Urteil gegen Abu-Jamal fest, in diesem Sinne nahm er Einfluß auf eine rassistisch voreingenommene Jury. Der Journalist Abu-Jamal, der sich gegen den Rassismus in den USA stellte, war der Polizei wie vielen Politikern schon lange ein Dorn im Auge. Immer wieder erhielt er auch von Polizisten Morddrohungen.

Doch auch im Gefängnis schweigt Abu-Jamal nicht. Rassismus, Haiti-Invasion, Irak-Blockade oder der Berliner Prozeß gegen Antifaschisten wegen der angeblichen Ermordung eines Nazi-Funktionärs sind Themen seiner Kommentare. Seine Anträge auf ein Berufungsverfahren wurden immer wieder abgelehnt. Da man mit einer Verschärfung der Gesetzgebung die Zeit von der Unterzeichnung zur Vollstreckung eines Exekutionsbefehls von ehemals 60 bis 90 auf 30 Tage verkürzt hat, ist auch der Spielraum enger geworden, um neue Beweise vorzubringen, die Wiederaufnahme des Verfahrens zu fordern oder andere Schritte zu unternehmen, um die Hinrichtung aufzuschieben und letztlich zu verhindern. Eine mittlerweile internationale Kampagne, auch von vielen Prominenten wie der Schauspielerin Whoopi Goldberg oder den Rappern von Public Enemy getragen, versucht die Hinrichtung Abu-Jamals zu verhindern und seine Freilassung zu erreichen. Im Rahmen dieser Kampagne findet heute 16.30 Uhr vor der Außenstelle der USA-Botschaft in Berlin-Mitte, Neue Kirchstraße 4-5, eine Protestkundgebung statt.

Weitere Informationen beim Komitee für Soziale Verteidigung, Telefon 030/4439401.