Chávez-Anhänger feiern in Venezuela den Wahlsieg ihres Idols

»Bessere Welt ist möglich«

»Venezuela beweist, dass eine neue und bessere Welt möglich ist«, rief Venezuelas Präsident Hugo Chávez vom »Balkon des Volkes« des Regierungspalastes Miraflores wenige Minuten nach Bekanntgabe seines Wahlsieges Zehntausenden Anhängern zu.

Die Massen hatten trotz strömenden Regens die Verkündung des ersten Ergebnisses durch den Nationalen Wahlrat (CNE) vor dem Palast abgewartet. Gegen 22 Uhr, nach Auszählung von 78 Prozent der Stimmen, verkündete CNE-Direktorin Tibisay Lucena, Chávez liege mit 61,35 Prozent der Stimmen uneinholbar vor dem Sammelkandidaten der Opposition, Manuel Rosales, der auf 38,39 Prozent kam. Die Feierlichkeiten der Chávez-Anhänger verwandelten sich nach Bekanntgabe des Ergebnisses in ein riesiges Fest, das Caracas und das Land erfasste.

Angesichts des deutlichen Stimmenunterschieds und des strömenden Regens blieb eine Mobilisierung der Opposition weitgehend aus. Bis auf wenige von Oppositionellen verursachte Zwischenfällen verlief der Wahltag ruhig. Bedeutende Unregelmäßigkeiten wurden nicht gemeldet. Nach Auszählung von 85 Prozent der abgegebenen Stimmen verbesserte sich das Ergebnis weiter zu Gunsten von Chávez, der mit 61,62 Prozent gegen 38,12 Prozent für Rosales führt. Da die noch auszuzählenden Stimmen aus ländlichen Regionen stammen, in denen Chávez noch größere Unterstützung genießt, dürfte sein Anteil weiter steigen.

Chávez erzielte die Mehrheit in allen 24 Bundesstaaten. Selbst in der im Westen an der Grenze zu Kolumbien gelegenen erdölreichen Region Zulia, in der Rosales bis zu seiner Aufstellung als Präsidentschaftskandidat Gouverneur war, gewann Chávez mit 50,57 gegen 49,26 Prozent. Die zweite reguläre Amtszeit des venezolanischen Präsidenten, der im Dezember 1998 erstmals mit knapp 54 Prozent gewählt wurde, beginnt im Februar und dauert sechs Jahre. Chávez bekräftigte erneut, er werde sich persönlich dafür einsetzen, die Übertragung der Macht an das Volk auszuweiten.

Es sei eine neue Ära angebrochen und es gelte nun die »bolivarianische Revolution« zu vertiefen. Die Entscheidung der Wähler sei eine Entscheidung für den Sozialismus gewesen. Er versprach, den Wohnungsbau zu verstärken und das kostenlose Bildungs- und Gesundheitssystem, das während seiner Amtszeit aufgebaut wurde, weiter auszudehnen. Zudem werde der Umbau der Wirtschaft zum Sozialismus beschleunigt werden. Zugleich rief Chávez unter dem Jubel seiner Anhänger einen »Krieg auf Leben und Tod gegen die bürokratische Konterrevolution und die Korruption« aus.

Oppositionsführer Manuel Rosales räumte erst kurz vor Mitternacht seine Niederlage ein und verkündete, nach eigenen Umfragen sei die Unterstützung für ihn größer als an den Ergebnissen ablesbar. Er vermied allerdings, von Wahlbetrug zu sprechen. Das Eingeständnis erfolgte so spät, da die Entscheidung der Anerkennung des Wahlsieges von Chávez im Wahlbündnis von Rosales lange kontrovers diskutiert wurde. Ein Teil weigerte sich und wollte unter dem Banner eines angeblichen Wahlbetrugs in die direkte Konfrontation treten. Letztlich setzte sich aber Rosales durch, der verkündete er werde nun »auf der Straße kämpfen«.