Nikaragua: Recompas besetzen Ocotal

Premiere eines Bündnisses

Am Abend des 5. März wurde die Stadt Ocotal im Norden Nikaraguas von etwa 1000 Recompas – ehemaligen Angehörigen der sandinistischen Armee – besetzt. Die Aktion war offensichtlich lange und gut vorbereitet, sowohl die Zufahrtsstraßen, wie auch die Umgebung der Stadt wurden von den Recompas überwacht. In Ocotal, wo die FSLN auch nach den letzten Wahlen die Mehrheit behielt, wurden die Verbände freudig empfangen. Bei den Radiostationen gingen Solidaritätsbotschaften ein. Das größte Aufsehen erregte jedoch am folgenden Tag die Erklärung einiger Recontra-Comandantes – ehemals erbitterte Feinde der Sandinisten. Sie solidarisierten sich mit der Aktion. Etwa 400 Recontras begaben sich sogar nach Ocotal, um die Recompas zu unterstützen.

Das ist die erste gemeinsame Aktion von Recompas und Recontras, und die größte militärische Aktion seit Beendigung des Contra-Krieges obendrein. Erklärung findet sie in den Forderungen der Besetzer: Die Regierung müsse, wie versprochen, demobilisierten Armeeangehörigen und Ex-Contras Land und Häuser zur Verfügung stellen, kostenlose Bildung für alle garantieren, 400 Häuser für die Mütter von Gefallenen errichten, Kredite zur Gründung von Kooperativen gewähren und Importe ausländischer Güter einschränken, die Nikaraguas Produktionsstruktur zerstören.

Die Comandantes der Recompa verlangen seit Monaten Verhandlungen mit Minister Carlos Hurtado, der auch für die Gespräche mit der Recontra verantwortlich ist. Diese Verhandlungen kamen jedoch nie zustande. Nach der Besetzung Ocotals schickte Hurtado eine Delegation in die Stadt, die lediglich zusagte, dass innerhalb der nächsten zwei Monate Baumaterial für 319 Häuser geliefert wird, damit aber nicht das Vertrauen der Recompas gewann. Die gaben Ocotal vorerst nicht aus ihrer Hand. Ein Vorgehen der regulären Armee gegen Recompas, di ja ihre ehemaligen Kampfgenossen sind, hat es bisher nicht gegeben. Die Recompas ihrerseits wollen jeden Konflikt vermeiden und versichern, sie wollten keine Zusammenstöße mit der Armee, doch würden sie sich im Falle eines Angriffs auf sie oder ihre neuen Gefährten, die Recontras, verteidigen.