Demo in Domingo gegen Kolumbus-Jubel
Mord an Rafael Ortiz
Während einer Demonstration gegen die offiziellen Feierlichkeiten „500 Jahre Entdeckung Amerikas“ in der Dominikanischen Republik wurde unlängst der 26 Jahre alte Rechtsanwalt Rafael Efraín Ortiz erschossen.
Der Protestzug in der Hauptstadt Santo Domingo sollte Ausdruck der kulturellen Identität der Bevölkerung sein. Wohl schon zu viel für die Herrschenden: Teilnehmer der Kundgebung wurden von bewaffneten Männern brutal zusammengeschlagen, anschließend von der Nationalpolizei festgenommen und gefoltert. Ortiz selbst, der als Vorsitzender des dominikanischen Menschenrechtskomitees Aktivist der Kampagne „500 Jahre indianischer, schwarzer und Volks-Widerstand“, war, starb nach einem gezielten Schuss in die Stirn.
Das Menschenrechtskomitee und die Leitung der Kampagne machen Geheimagenten der Staatssicherheit und die Regierung Balaguer für die Ermordung verantwortlich. Und wie zur Bestätigung kamen wenig später zwei weitere Personen während Protestveranstaltungen in Ortiz’ Heimatort Azúa im Kugelhagel der Polizei um. Regierung und Presse verschwiegen weitgehend die Ereignisse, da die Vorbereitungen für die offiziellen Feierlichkeiten und den anstehenden Papstbesuch auf Hochtouren laufen. Um deren reibungslosen Ablauf zu garantieren, verbot die Regierung jegliche politische Propaganda bis zum 12. Oktober und ließ einige Tausend Straßenhändler gewaltsam aus der Stadt vertreiben.
Schon im Vorfeld waren Elendssiedlungen mit insgesamt 200 000 Bewohnern geräumt worden, um Platz für einen Leuchtturm zu Ehren Kolumbus zu schaffen. Die Organisatoren der Gegenkampagne appellierten an Kardinal Rodriguez, Präsident der Kommission der offiziellen Jubelfeiern, angesichts der jüngsten Ereignisse den Papstbesuch noch einmal zu überdenken.