150 Angehörige von Eliteeinheiten der US-Army befinden sich auf Anordnung von Präsident Bush in Kolumbien

Sondereinheiten nach Kolumbien

Sie sollen die kolumbianische Armee bei der Suche nach drei von der FARC entführten US-Bürgern unterstützen.

Einheiten von der FARC, Kolumbiens größtem Guerilla-Verband, hatten am 13. Februar in der Region Caquetá ein US-amerikanisches Kleinflugzeug vom Typ Cessna beschossen und zur Notlandung gezwungen. Das einmotorige Flugzeug war in der Guerillazone Streife geflogen - zur Unterstützung der Antiguerillakriegsführung der kolumbianischen Armee. In dem Flugzeug befanden sich ein Angehöriger des kolumbianischen Geheimdienstes sowie vier US-Amerikaner, offenbar Angestellte eines vom CIA angeheuerten Privatunternehmens. Der Kolumbianer sowie einer der US-Amerikaner wurden tot aufgefunden, während sich die restlichen drei US-Amerikaner in den Händen der FARC befinden.

Genaue Informationen über die Aufgaben des abgeschossenen Kleinflugzeugs wurden bisher offiziell ebenso wenig bekannt gegeben wie die Identität und der Status der drei entführten US-Bürger. Allerdings ließ sich die Identität des toten US-Amerikaners nicht verbergen. So wurde bekannt, dass es sich bei allen vier US-Passagieren um Mitarbeiter des US-Kriegsunternehmens California Microwave Inc. handelt; ein Unternehmen, dessen Engagement im kolumbianischen Krieg bisher weitgehend unbekannt geblieben war. Es führt hochsensible Militär- und Spionageaufgaben im Bereich Telekommunikation und Luftüberwachung durch. Angeheuert vom CIA, soll es Bewegungen und Aufenthaltsorte der 15. Front der FARC und vor allem ihrer militärischen Führer ausmachen.

Die FARC übernahm in einem Kommuniqué die Verantwortung für den Abschuss des Kleinflugzeugs und erklärte, die drei US-Militärspezialisten befänden sich in ihren Händen. Um für ihre Sicherheit garantieren zu können, forderte die Guerilla die Aufhebung aller Militärmaßnahmen in dem entsprechenden Gebiet.

Während sich die US-Regierung in der ersten Woche nach dem Absturz der Maschine äußerst bedeckt hielt, holte sie nach der FARC-Erklärung umso stärker aus: "Die FARC sind erbarmungslose Mörder", erklärte George W. Bush. Während die Gefangennahme durch die FARC in der US-Presse hohe Wellen schlägt und damit das fast vergessene Engagement der USA im Kolumbienkrieg wieder ins Gedächtnis ruft, zeigt sich die US-Regierung entrüstet und fordert von der FARC die "unmittelbare Freilassung" der drei US-Bürger. Die Tatsache, dass auch US-amerikanische Kriegsbeteiligte fallen oder in Gefangenschaft geraten können, scheint außerhalb der offiziellen US-amerikanischen Vorstellungskraft zu liegen.

Die 150 jetzt entsandten Elitesoldaten sollen für die kolumbianische Armee geheimdienstlich-logistische Unterstützung leisten, um die Suche nach den "Entführten und ihren Entführern" zum Erfolg zu führen. Auf Nachfrage der Washington Post, ob sich die US-Einheiten auch an Befreiungsaktionen beteiligen würden, antwortet ein Repräsentant der US-Außenministeriums in widersprüchlicher Weise mit: "Wir hätten die Kapazität, es zu tun." Damit würde allerdings die Auflage des Kongresses missachtet werden, die vorschreibt, dass US-Truppen in Kolumbien nicht an Militäroperationen teilnehmen dürfen. Allerdings ist diese Missachtung schon längst Fakt, da US-Soldaten und US-Kriegsunternehmen schon lange logistische Unterstützung für die Operationen der kolumbianischen Armee leisten. Mit der Entsendung der Elitesoldaten wird laut Washington Post noch eine weitere Auflage des Kongresses missachtet, die besagt, dass nicht mehr als 400 US-Soldaten gleichzeitig in Kolumbien anwesend sein sollen; es hielten sich jetzt bereits 411 in Kolumbien auf.

Wie das weitere US-amerikanische Engagement im Verlauf der Suchaktion und vor allem nach der Lösung des aktuellen Zwischenfalls aussehen wird, ist unklar. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass nicht nur die Unterstützung der kolumbianischen Armee, sondern auch die direkte Truppenpräsenz der USA vor Ort zunehmen wird.