Von der Privatisierung des Krieges , Der Standard (A), 18.2.2004

Der Standard (A), 18.2.2004

Kriege werden nur noch selten zwischen Staaten und deren Armeen geführt, sondern immer häufiger innerhalb von Staaten zwischen regulären undirregulären Truppen und vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Gemeinsam ist diesen "neuen Kriegen", dass darin "Private Militärunternehmen" (PMCs) eine bedeutende Rolle spielen. Eine in diesem Buch beschriebene Konsequenz des Outsourcing": Da die PMCs keine staatlichen Akteure sind, unterliegen sie nicht dem Völkerrecht.

Krieg entwickelt sich zu einer "paramilitärischen Raubökonomie". In einem internen Bericht der JNA (Jugoslawische Volksarmee) wurde explizit festgehalten, primäres Motiv der irregulären Truppen sei "nicht der Kampf gegen den Feind, sondern Raub von Privatbesitz und unmenschliche Behandlung ihrer Opfer". Im Kongo herrschte nach dem Zerfall staatlicher Strukturen nicht bloß Chaos. Wissenschafter "haben derartige Kriegsgesellschaften als Gewaltmärkte' und die nur scheinbare Regellosigkeit pointiert als deregulierte, radikal freie Marktwirtschaft' bezeichnet. Kriegsparteienbeuten den Konflikt ökonomisch aus, und Gewalt wird zugleich zum Produktionsmittel' politischer und ökonomischer Macht wie auch zur kaufbaren ,Ware'."

Der neue Krieg spielt sich aber auch im reichen Westen ab. Hier übernehmen schlecht bezahlte private Sicherheitsdienste verstärkt Polizeiaufgaben, vor allem gegen Randgruppen. Das führt dazu, dass über Arbeitslosigkeit und Niedriglohn in diesen Markt gezwängte Niedrigqualifizierte als Sicherheitsleute auf der einen Seite Armen, jugendlichen Migranten, Obdachlosen und weiteren Randgruppen auf der anderen gegenüberstehen.